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Mittwoch, 20. März 2013

DQ & SP Detailkritik (5)



Lesen Sie heute, was Jens Jürgen Korff zum vierten Kapitel des „Don Quijote & Sancho Pansa“ im Einzelnen zu sagen hat!



Der Inhalt in Kurzfassung: 


JJK's Kommentare:


Zum 4. Kapitel: Ursache und Wirkung

110: Zufall ist ein Ereignis, also eine Wirkung, deren Ursache wir nicht kennen. Gute Definition!
112: Sancho kommt auf die Eigenart der Menschen zu sprechen, an Vorbedingungen zu glauben, an vorgegebene Schicksale und dergleichen. Hier zeigt sich doch meines Erachtens, dass wir mit unserer Kausalkettenneurose (so Sancho, Seite 129) dazu neigen, die Wirklichkeit verzerrt wahrzunehmen. Wäre es nicht an der Zeit, dass Don Quijote als Philosoph einmal die Frage aufwirft , ob nicht auch die Wissenschaft mit ihrer Fixierung auf Kausalketten häufiger, als es sein müsste, den falschen Dampfer besteigt? Aber dazu müsste er sich ein wenig mehr von seinem Diener emanzipieren.
112: Ein Lektoratsproblem: In der Mitte der Seite fragt SP: Wir fragen: »Wie lässt sich der Zufall quantitativ erfassen?« Hinter solchen Sätzen kommt kein Punkt. Der Satz ist mit dem Fragezeichen und der Ausführung abgeschlossen. Der Vorsatz endet bereits mit dem Doppelpunkt.
113: Über die Frage »Determinismus oder Zufall in der Welt« und darüber, wie unser Gehirn damit umgeht, hätte ich auch an dieser Stelle gerne noch etwas mehr gelesen.
Die amerikanische Studie zum Risikopotenzial von Hochrisiko-Systemen steht in einem gewissen Widerspruch zu der Aussage Sanchos auf der Vorseite, ein bedeutsames Risiko, ob Unfall oder Lottogewinn, werde in seiner Eintrittswahrscheinlichkeit meist überschätzt. Das scheint zum Beispiel für Flugzeugabstürze zu gelten, weniger aber für Autounfälle, deren Risiko in meiner bescheidenen persönlichen Stichprobe eher gravierend unterschätzt wird. Bei Atomkraftwerken und Atomwaffen gehen die Risikoeinschätzungen wiederum weit auseinander, je nachdem ob man Gegner oder Befürworter dieser Techniken ist. Ein eindeutiger Bezug zur Bedeutung der Gefahr scheint nicht zu bestehen. So wird zum Beispiel das Risiko, die eigene Tochter könnte von einem unbekannten Sexualstraftäter auf der Straße entführt, missbraucht und ermordet werden, oft gravierend überschätzt, während das Risiko, dass das Mädchen überfahren werden oder gar bei einem Unfall mit dem eigenen Auto der Eltern umkommen könnte, unterschätzt wird. Unterschätzt wird auch meist die viel größere Gefahr, dass die Tochter von Familienmitgliedern, Übungs­leitern, sonstigen Vertrauenspersonen, Nachbarn oder gar vom Vater selbst, der gerade die Risikoabwägung vornimmt, missbraucht werden könnte. Das verallgemeiner­bare Prinzip scheint zu sein, dass Gefahren, die von außen kommen und auf die man überhaupt keinen Einfluss hat, eher überschätzt werden, während Gefahren, die von innen kommen, aus Bereichen, auf die man eigentlich Einfluss hätte, eher unterschätzt werden. So mag es dann auch kommen, dass Atomphysiker und Techniker die Risiken ihrer eigenen Geräte unterschätzen, denn sie glauben, ihre Geräte, ihre eigene Schöpfung, unter Kontrolle zu haben. Stattdessen fürchten sie sich lieber vor muslimischen Terroristen.
114: Warum muss Don Quijote in diesem Gespann eigentlich immer die Rolle des Dummkopfes übernehmen? Sind Philosophen denn dumm?

Fortsetzung folgt.
Jens Jürgen Korff
August 2012
 






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