Lob von kompetenter
Stelle: der ehemalige Mathematik- und Physiklehrer Arnulf Knieriem hat das Buch
sehr ausführlich kommentiert:
Als ehemaliger Mathematik- und Physiklehrer , der sich auch
für Evolution interessiert, habe ich dieses Buch angesehen und, allein schon
wegen des Titels, gespannt in das Inhaltsverzeichnis geschaut. Nachdem ich nun
durch das Buch „gedrungen“ bin, stelle ich fest: es quillt über von Gedanken
und Einsichten, so dass ich mit Sicherheit dieses Buch noch mindestens einmal
mit meinem Bleistift bearbeite. Es ist erfrischend, nicht weltfremd und mit
viel Selbstironie geschrieben (auch darin erkennt man wieder das Feedback).
Vermutlich liegt es daran, dass der Autor in Amerika gewesen ist.
Worum geht es? Der Titel allein ist schon Hinweis genug. Man
ist erstaunt, wo überall und wie Feedback vorhanden ist und wirkt – nämlich
fast überall und das sogar notwendigerweise, denn sonst gäbe es kein Leben,
womit auch Evolution gemeint ist.
Leitsatz ist „mehr ist anders“ – verdeutlicht allein schon
am Ameisenhaufen. Ein Ameisenvolk hat eine andere Qualität als einzelne
Ameisen, weil dadurch und durch Rückkopplung Struktur und Dynamik entstehen.
Und Rückkopplung ist Rückführung der Wirkung auf die Ursachen – auch dieses
führt in den Bereich der Logik und Philosophie.
Auch hatte ich mir vorher nicht klargemacht, dass positives
Feedback Verstärkung bedeutet bis hin zur Katastrophe. Nur nebenbei: Plötzlich
beobachte ich mich beim Autofahren, wie ich lenke und immer wieder gegenlenke,
dabei also ständig ein Feedback stattfindet. Der Autor, wenn er dieses wüsste,
würde sofort davon abraten, denn dieses Feedback geschieht in Bewusstsein I und
II. Auch über Bewusstsein schreibt er Erhellendes.
Überall erkennen wir Selbstbezüglichkeit, und der Satz von
Sokrates „ich weiß, dass ich nichts weiß“ ist deshalb nicht zu lösen. (Kapitel
„Wenn die Selbstbezüglichkeit Unsinn erzeugt“). Auf den einfachen Nenner
gebracht: Selbstbezüglichkeit ist der Kern aller Paradoxien. Dafür führt er aus
vielen Bereichen Beispiele an. Nebenbei: Darüber würde sich sogar der
naturwissenschaftsfeindliche Prof. Schwanitz freuen (pardon für diese kleine
Polemik).
Politisch und menschlich einsichtig zitiere ich – um zu
zeigen, wie weitreichend seine Analysen (zudem noch mit nicht bösem Sarkasmus
gewürzt) sind: „Nebenbei: Im Gegensatz zum relativ stabilen Sein kann das
Bewusstsein ziemlich schnell ausgetauscht werden (Stichwort „Wendehals“). Ihre
Sicht auf die Welt zu ändern, das fällt manchen Leuten leicht – erheblich
leichter, als ihre Lebensumstände zu ändern“.
Wollte man all die vielen Gedanken nennen, die dem Autor
einfallen bzgl. Selbstbezüglichkeit, müsste man wegen der Dichte des Buches
eine Rezension schreiben, die fast genauso lang wäre wie das ursprüngliche
Buch. Darum für einen Überblick hier eine sehr kurze Zusammenfassung seines
Inhaltsverzeichnisses:
1. Rückkopplung – Eine unsichtbare Erscheinung / 2.
Selbstbezüglichkeit und das Henne-Ei-Problem / 3. Das Ganze ist mehr als die
Summe der Teile / 4. Die Wirkung wird Ursache / 5. – 10. Rückkopplung in
Technik, Natur, Sozialleben und Psychologie, Politik und Geschichte,
Wirtschaft, Mikro- und Makrokosmos (Physik) 11. Rückkopplung hat alles
erschaffen.
Sein Buch ist auch deshalb erfrischend, weil es wegen seiner
(des Autors) häufigen persönlichen und freimütigen Bemerkungen nicht abgehoben
ist und oft zum Schmunzeln anregt, häufig mit einer erhellenden Erkenntnis „ach
ja, stimmt!“ – leider kann man da nicht sagen „heureka“ (ich hab‘s gefunden).
Es wird deutlich – und er spricht es auch explizit aus -,
dass Naturwissenschaften mehr denn je zur Bildung gehören, und gerade von dort
aus die Aufklärung stattfand. Naturwissenschaften und naturwissenschaftlich
gebildete Menschen haben die Menschheit weiter als alle Philosophen gebracht –
auch hier in der Selbstbeobachtung merkt man sofort, dass eigentlich auch
dieser Satz falsch gelesen werden kann, nämlich, dass das Weiterbringen auch
wörtlich verstanden werden kann (dies, nunmehr geschult, als Ergebnis im
Auffinden von Rückkopplungsschleifen). Es findet nun vermehrt eine Rückkopplung
bzgl. meiner eigenen Gedanken nach dem Motto „Was habe ich da gerade
geschrieben?“ statt. Erfreulich, dass der Autor gleich zu Beginn darauf
hinweist, dass er wegen der leichteren Lesbarkeit das generische Maskulinum
verwendet, weil dadurch auch nicht der Gedankenfluss ständig behindert wird.
Gerade in der Physik zeigt sich das Prinzip der Rückkopplung
in der Wechselwirkung zwischen Allem.
Darum möchte ich dieses Buch wärmstens empfehlen, weil es
auch zur naturwissenschaftlichen Bildung beiträgt.
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