Kannte Gerald Hüther schon mein Buch?
Aus SPIEGEL-online vom 21.08.2012:
Schulkritiker Gerald Hüther "In jedem Kind steckt ein
Genie"
Alle Kinder haben das Zeug zum Überflieger, sagt der
Hirnforscher Gerald Hüther. Die meisten Lehrer wissen nur nicht, wie sie das
Genie aus ihren Schülern herauslocken sollen.
Hüther: … Bisher ging man davon aus, dass diejenigen, die
Mathe nicht können, dafür eben unbegabt sind. Es gibt aber kein Einstein-Gen. …
Das Gehirn entwickelt sich so, wie man es mit Begeisterung benutzt. Ein Kind
verliert die Lust an Mathe, wenn ihm jemand deutlich macht, dass es zu blöd
dafür ist
War Eddi Einstein also ein "Potentialentfaltungscoach"?
Oder sein Kumpel Rudi Radlos, der die Kinder des Dorfes unterrichtete? Schauen
wir in meinem Buch nach:
Rudi
Radlos hatte wieder einmal zu tief in den Bierbecher geschaut, wie man damals
zu sagen pflegte. Aber man sagte auch: „Wer saufen kann, muss auch arbeiten
können!“ Deswegen hatte er sich in die Dorfschule geschleppt, wo es seine
Aufgabe war, die Kinder in den wichtigsten Dingen des Lebens zu unterrichten.
Bildung und Wissen haben noch nie geschadet, das war den Menschen damals schon
klar. Konsequenterweise gehörte auch Rechnen zum Lehrplan – ein Gebiet, auf dem
sich besonders der neunjährige Karli hervortat. Aber Rudi war heute wirklich
nicht danach – und so stellte er ihnen die Aufgabe, die ersten 100 natürlichen
Zahlen zusammenzuzählen. Das würde eine geraume Weile dauern und er könnte –
Konzentration und Wachsamkeit vortäuschend – die Augen schließen.
„Färtich!“,
krähte der kleine Karli. Ruckartig richtete Rudi sich auf. Es waren kaum
Minuten vergangen. „Und was kommt heraus?“, fragte er streng und willens, einen
falschen Alarm sofort zu bestrafen. „5050“, sagte Karli und Rudi zuckte
zusammen. Das Ergebnis war richtig. Es musste ein Zufall sein… „Dann nimm noch
100 dazu!“, befahl er und schloss die Augen wieder. Nun würde er ein wenig
länger Ruhe haben.
„Färtich!“,
krähte der kleine Karli kurz darauf, „20100 kommt heraus.“ Rudi, der die Zahlen
vor längerer Zeit mühsam addiert hatte, um sie seinen Standardaufgaben
hinzuzufügen, sprang auf, als hätte ihn eine Schlange gebissen. „Verschwinde,
du Penz!“, schrie er und konnte doch ein Grinsen nicht unterdrücken.
„Der
Kerl ist ein Genie! Er wird es mal schwer haben im Leben.“, sagte er später zu
Eddi. Der widersprach: „Verstand ist keine Behinderung. Aber wie hat er das
gemacht?!“
Nein, das ist kein Kinderbuch! Es kommt ernsthafte
Mathematik darin vor, z. B. was Karli entdeckt hatte (Ausschnitt aus der Korrekturfahne):
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