Bobby Langer, interessanter (und einziger) Bewohner des „Bobbyversums“
und
Anbieter von Service-Themen für Print- undOnline-Medien hat dort eine erste
Rezension des „Don Quijote“
Der Volltext ist in Amazon zu finden:
Wie sagt der bescheidene Autor:
„Danke! Das wäre doch nicht nötig gewesen!“
Hier ist der Volltext:
ORIGINALTEXT:
R4 statt Esel: Mit Don Quijote und Sancho Pansa unterwegs
In einem vergnüglichen Dialog stecken Philosophie und Wissenschaft die Grundlagen der Moderne ab
(pp).- Das Leben steckt voller
Rätsel, und der meisten sind wir uns nicht einmal bewusst: Wir fordern einander
auf, im Hier und Jetzt zu leben, doch wie lange dauert eigentlich ein „Jetzt“?
Noch schlimmer: Wir sind umgeben von Gegenständen und Menschen, aber warum
eigentlich, warum ist nicht nichts? Weil es einen Schöpfergott gibt? Der hätte
aber eine Menge zu tun, wenn er nicht nur die Atome aufgebaut hat, sondern auch
zu jedem Augenblick jeder Zeit dafür sorgen muss, dass sie wieder zerfallen.
Hat er also nur die Gesetze erlassen und den Rest sich selbst?
Wir gleiten über solche
schwierigen Fragen durch den Alltag wie ein Surfer auf seinem Wellenkamm über
die Untiefen unter ihm. Nur manchmal stoßen wir auf die eine oder andere dieser
existenziellen Warums und schrecken bei der Feststellung, wie wenig wir über
die Grundlagen unseres Seins wissen, erschrocken zurück. Wissenslücken können
sich bei genauem Hinsehen nämlich leicht zu Wissensabgründen entwickeln.
Wie gut, dass es da Don Quijote de
la Mancha und Sancho Pansa gibt. Der eine schweift mit seinen Gedanken
nachdenklich durch die Höhenzüge philosophischen Wissens, der andere mag es -
auch gedanklich - gerne deftig-bodenständig. Er hält sich lieber an den Fakten
fest, versucht es jedenfalls. Die beiden Kunstfiguren des spanischen
Schriftstellers Cervantes sind in die Geistesgeschichte eingegangen und dort
unsterblich geworden. Die Idee, dass sie in unseren Köpfen weiterleben, hat
Jürgen Beetz aufgegriffen und in „Eine phantastische Reise durch Wissenschaft
und Philosophie“, so der Titel seines Buches, verwandelt. Der Leser lauscht den
ebenso launigen wie tiefsinnigen Gesprächen der beiden Unsterblichen. Ihre
stets von einem amüsierten Schmunzeln untermalten Dialoge durchziehen die 326
Seiten des Buches wie das spielerische Kräuseln der Wellen über den
Geistestiefen, denen sie sich unerschrocken nähern.
„Der Verstandesmensch ist oft
einsam“, beklagt Sancho Pansa. „Niemand unterhält sich gerne mit ihm, dem
griesgrämig abgehärmten Intellektuellen, der bei Partys in der Ecke sitzt und
alle gut gemeinten Tipps zu Akupunktur und Homöopathie in Frage stellt. In
bestimmten Kreisen ist sein Ruf schnell ruiniert, wenn er nicht mindestens ein
Höheres Selbst oder die Kundenkarte einer Wahrsagerin vorweisen kann.“ Und
ausnahmsweise stimmt ihm Don Quijote diesmal zu. Ja, ja, meint er, die Dinge
genau zu hinterfragen mache unbeliebt, „zum Beispiel, wie g e n a u das nun mit
der Wirkung des Mondes auf den Friseurtermin sei“. In einer ganz anderen
Situation bleibt Sancho Pansa die Spucke weg, als er sich selbst eingesteht, es
mache nicht immer Sinn, nach dem Grund von allem zu fragen. Wenn sich Gott
ebenso wenig belegen wie widerlegen lasse, dann müsste auch die Frage zulässig
sein: „Wie ist etwas so Komplexes und Unerklärliches wie Gott entstanden?“
Freilich helfe es nichts, wenn dann Esoteriker auf „die leere Bühne des
Glaubens ... ständig alte und neue bemalte Kulissen der Spiritualität“
schieben.
So etwas liest man mit Vergnügen
und genießt, wie so mancher angedachte Sachverhalt im eigenen Kopf an
Stabilität gewinnt, wie die Wolke des Nichtwissens von den Grundlagen unserer
modernen Weltanschauung weggezogen wird: „Komplexität ist die Eigenschaft eines
Systems, dass sein Gesamtverhalten [eben] nicht vollständig ... vorhergesagt
werden kann, selbst wenn man alle Informationen über seine Einzelkomponenten
und ihre Wechselwirkungen besitzt ... Komplexe Systeme weisen
Selbstorganisation und Flexibilität auf, die mit linearen Wirkungsketten nicht
zu erklären sind.“ Je länger die Argumente Sanchos und Don Quijotes aufeinander
prallen und verhaken, desto mehr wenden sie sich einander zu, werden freier für
die Gedanken des Gesprächspartners. Sie begreifen endlich, dass Philosophie
ohne Wissenschaft den Boden verliert, aber diese ohne jene in gedankliche
Langeweile mündet. Nicht das eine stimmt oder das andere, sondern beide
ergänzen sich zum gemeinsamen Enlightenment
- zur guten alten Aufklärung und zu erleuchtenden Gedanken zugleich: Der
fehlende Nachweis einer Wirksamkeit ist eben nicht der Nachweis fehlender
Wirksamkeit. Dem können sie beide zustimmen.
Bobby Langer
August 2012
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