Lesen Sie heute, was Jens Jürgen Korff zum vierten Kapitel des „Don Quijote & Sancho Pansa“ im Einzelnen zu sagen hat!
Zum 4. Kapitel: Ursache und Wirkung
110: Zufall ist
ein Ereignis, also eine Wirkung, deren Ursache wir nicht kennen. Gute
Definition!
112: Sancho kommt
auf die Eigenart der Menschen zu sprechen, an Vorbedingungen zu glauben, an
vorgegebene Schicksale und dergleichen. Hier zeigt sich doch meines Erachtens,
dass wir mit unserer Kausalkettenneurose
(so Sancho, Seite 129) dazu neigen, die Wirklichkeit verzerrt wahrzunehmen.
Wäre es nicht an der Zeit, dass Don Quijote als Philosoph einmal die Frage
aufwirft , ob nicht auch die Wissenschaft mit ihrer Fixierung auf Kausalketten
häufiger, als es sein müsste, den falschen Dampfer besteigt? Aber dazu müsste er
sich ein wenig mehr von seinem Diener emanzipieren.
112: Ein
Lektoratsproblem: In der Mitte der Seite fragt SP: Wir fragen: »Wie lässt sich der Zufall quantitativ erfassen?« Hinter
solchen Sätzen kommt kein Punkt. Der Satz ist mit dem Fragezeichen und der
Ausführung abgeschlossen. Der Vorsatz endet bereits mit dem Doppelpunkt.
113: Über die
Frage »Determinismus oder Zufall in der Welt« und darüber, wie unser Gehirn
damit umgeht, hätte ich auch an dieser Stelle gerne noch etwas mehr gelesen.
Die amerikanische Studie zum Risikopotenzial von Hochrisiko-Systemen steht in einem gewissen
Widerspruch zu der Aussage Sanchos auf der Vorseite, ein bedeutsames Risiko, ob
Unfall oder Lottogewinn, werde in seiner Eintrittswahrscheinlichkeit meist
überschätzt. Das scheint zum Beispiel für Flugzeugabstürze zu gelten, weniger
aber für Autounfälle, deren Risiko in meiner bescheidenen persönlichen Stichprobe
eher gravierend unterschätzt wird. Bei Atomkraftwerken und Atomwaffen gehen die
Risikoeinschätzungen wiederum weit auseinander, je nachdem ob man Gegner oder
Befürworter dieser Techniken ist. Ein eindeutiger Bezug zur Bedeutung der
Gefahr scheint nicht zu bestehen. So wird zum Beispiel das Risiko, die eigene
Tochter könnte von einem unbekannten Sexualstraftäter auf der Straße entführt,
missbraucht und ermordet werden, oft gravierend überschätzt, während das Risiko,
dass das Mädchen überfahren werden oder gar bei einem Unfall mit dem eigenen
Auto der Eltern umkommen könnte, unterschätzt wird. Unterschätzt wird auch meist
die viel größere Gefahr, dass die Tochter von Familienmitgliedern, Übungsleitern,
sonstigen Vertrauenspersonen, Nachbarn oder gar vom Vater selbst, der gerade die
Risikoabwägung vornimmt, missbraucht werden könnte. Das verallgemeinerbare Prinzip
scheint zu sein, dass Gefahren, die von außen kommen und auf die man überhaupt
keinen Einfluss hat, eher überschätzt werden, während Gefahren, die von innen
kommen, aus Bereichen, auf die man eigentlich Einfluss hätte, eher unterschätzt
werden. So mag es dann auch kommen, dass Atomphysiker und Techniker die Risiken
ihrer eigenen Geräte unterschätzen, denn sie glauben, ihre Geräte, ihre eigene
Schöpfung, unter Kontrolle zu haben. Stattdessen fürchten sie sich lieber vor
muslimischen Terroristen.
114: Warum muss
Don Quijote in diesem Gespann eigentlich immer die Rolle des Dummkopfes
übernehmen? Sind Philosophen denn dumm?
Fortsetzung folgt.
Jens Jürgen Korff
August 2012
August 2012
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